Klima-Leitlinie der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

Wir möchten unseren Teil zum Klima- und Umweltschutz beitragen und haben in den letzten Jahren schon einige Veränderungen in die Wege geleitet, um das Änderbare zu ändern. Denn auch ein kleiner Anteil am nachhaltigen Klimaschutz ist immerhin ein Anteil. Im Jahr 2021 haben wir als eines von sieben Tübinger Unternehmen am Pilotprojekt KLIMAfit Baden-Württemberg teilgenommen, das von Arqum und der Stadt Tübingen organisiert wurde. Neben dem Knüpfen wichtiger Kontakte zu anderen Gleichgesinnten erstellen wir im Rahmen des Projektes auf Basis unserer Unternehmensdaten eine Klimabilanz für das Jahr 2020. Aus dieser konnten wir ermitteln, welche Emissionen in unserem Verlag anfallen, und ableiten, durch welche Maßnahmen sich diese reduzieren lassen.

Wir handeln im Verlag dabei stets nach folgendem Grundsatz:

Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren

Es ist nie genug getan. In diesem Sinne streben wir eine fortlaufende Verbesserung an, indem wir unsere Treibhausgasbilanz jedes Jahr entsprechend unserem Berichtsrahmen aktualisieren und analysieren und dabei weiter an möglichen Maßnahmen zur Emissionsreduzierung arbeiten.

Die anfallenden Emissionen werden wie folgt differenziert:

  • Scope 1: direkte Emissionen aus der Nutzung von Primärenergieträgern oder aus Produktionsprozessen
  • Scope 2: indirekte Emissionen aus dem Energiebezug
  • Scope 3: sonstige indirekte Emissionen aus vor- und nachgelagerten Tätigkeiten (u.a. bei Dienstleistungsprozessen wie Satz, Druck, Logistik etc.)
Prozentuale Aufteilung der EmissionenProzentuale Aufteilung der Emissionen
Auswertung unserer Treibhausganzbilanz für das Jahr 2020

Da wir ein eher klassischer Bürobetrieb ohne eigene Produktionsstätte sind, sind unsere Emissionen innerhalb von Scope 1 und Scope 2 eher zu vernachlässigen (vgl. Abbildung links). Daher haben wir folgende für uns sehr relevanten Scope 3-Emissionen ebenfalls bei der Datenerhebung erfasst:

  • Eingekaufte Güter
  • Kapitalgüter (Hardware)
  • Photovoltaik-Anlage
  • Vorgelagerte Buchtransporte
  • Abfall
  • Abwasser
  • Dienstreisen
  • Pendleremissionen
  • Homeoffice
  • Auslieferung/Versand

Nicht ganz unerwarteterweise sind eine unserer wichtigsten Emissionsquellen die eingekauften Güter. Eingekaufte Güter, das meint vor allem: unsere Bücher. Die nämlich sind in der Treibhausgasbilanz von 2020 mit rund 272.800,00 kgCo2e ausgewiesen und machen den mit Abstand größten Anteil an Scope 3 aus. Durch einen bewusst klimafreundlichen und energieeffizient ausgerichteten Einkauf möchten wir unsere Treibhausgasemissionen auch künftig noch reduzieren und gleichzeitig die Nachhaltigkeit stärken. Dazu zählt, sofern möglich und wirtschaftlich vertretbar, vor allem der Einsatz von regionalen und klimafreundlichen (Alternativ-)Produkten.

Erfolgreichen Klimaschutz erreichen wir nur durch die aktive Mitwirkung aller Mitarbeiter:innen. Wir wollen Klimaschutz in unserem Unternehmen aktiv „leben“ und versuchen, gemeinsam über die erarbeiteten Maßnahmen unseren Teil zur Vermeidung unnötiger CO2-Emissionen beizutragen.

Bereits umgesetzte Maßnahmen für einen klimafreundlicheren Betrieb

Wir sind ein Verlag, wir publizieren vornehmlich noch gedruckte Bücher, selbst wenn der eBook-Markt wächst. Wir wissen natürlich, dass unsere Druckerei zur Produktion dieser Bücher große Mengen an Papier und Energie verbraucht. Unsere Verlagsgruppe publiziert fast 200 neue Titel pro Jahr, das entspricht etwa einer Gesamtauflage von 74,4 Tonnen Bücher!

Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit hat uns in den letzten Jahren dabei geholfen, aus den vielen bestehenden Ideen zahlreiche, konkrete Maßnahmen abzuleiten und umzusetzen. Dazu zählen u.a.:

  • Wir verwenden geschredderte Mängelexemplare sowie alte Kartonagen als Füllmaterial für unsere Warensendungen. Hierfür werden die kaschierten Buchumschläge von den existierenden Mängelexemplaren getrennt und entsprechend entsorgt. Der Buchblock hingegen wird in dünne Streifen geschreddert. Das spart dem Verlag den unnötigen Einkauf von Verpackungsmaterial und verleiht selbst den unverkäuflichen Fehldrucken wieder eine wertvolle Funktion. Der Clou: Das geschredderte Füllmaterial kann später bedenkenlos von den Empfänger:innen im Altpapier entsorgt werden.
  • Wir produzieren unsere Werbemittel und Geschäftsausstattung auf recyceltem Papier. Beispielsweise werden für alle Sendungen, die den Verlag verlassen, Verpackungskartons aus Graspapier und kunststofffreies Papierklebeband verwendet. Alle Werbemittel werden auf unbeschichtetem Recycling- oder Naturpapier gedruckt, Briefpapier und -umschläge kommen im Recycling-Design von der Druckerei Fink (Pfullingen) und tragen das „100 % lokal“-Siegel.
  • Wir haben unsere Workflows optimiert, um Papierausdrucke weitgehend zu vermeiden.
  • Wir achten auf eine ordentliche Mülltrennung innerhalb der Verlagsräumlichkeiten.
  • Wir haben die meisten Lampen auf LEDs umgestellt.
  • Wir reduzieren Dienstreisen auf das Notwendigste und wählen hier die umweltfreundlichste Transportart.
  • Die meisten Mitarbeiter:innen kommen mit dem Öffentlichen Nahverkehr, dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit.
Wir verwenden nur noch nachhaltig produzierte Verpackungsmaterialien

Um hier unnötige Kosten und Materialverschwendung zu vermeiden, haben wir unsere Druck- und Produktionsprozesse schon vor einigen Jahren umgestellt. Als Wissenschaftsverlag kommt uns einerseits unsere standardisierte Buchausstattung zugute: Wir drucken alle unsere Publikationen im Digitaldruckverfahren und verwenden titelübergreifend Einheitspapiere, mit denen sich unsere Druckereien entsprechend in größeren Mengen bevorraten können. Andererseits haben wir mittlerweile eine intelligente Auflagesteuerung etabliert, d.h. wir vermeiden Überdrucke und drucken immer nur das Nötigste und bei Bedarf in kleineren oder größeren Mengen nach; das umfasst Auflagen von mehreren 100 bis zu einzelnen Exemplaren. Hierfür haben wir uns bereits vor einigen Jahren einen sehr flexiblen Partner gesucht und glücklicherweise auch gefunden, mit dem genau dieses weitaus ökonomischere und ökologischere Druckverhalten abbildbar ist. Damit gehören auch große Mengen an unverkauften Büchern für uns der Vergangenheit an und spart nicht nur Druck-, sondern auch Lagerkosten. Außerdem makulieren wir so durchschnittlich wesentlich weniger als noch die Jahre zuvor. Dieses flexible (Nach-)Druckmanagement ist unsere wesentliche Möglichkeit, den Wert unserer eingekauften Güter zu beeinflussen und die Emissionen in Scope 3 so gering wie möglich zu halten.

Dies alles geschieht ganz im Sinne des Tübinger Klimapakts, den die Stadtverwaltung Tübingen mit zahlreichen Tübinger Unternehmen (so wie unserem) und Organisationen im Rahmen der Klimaschutzkampagne „Tübingen macht blau“ geschlossen hat, um die Stadt dabei zu unterstützen, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden.

Abschließend zur Treibhausgasbilanz 2020 haben wir unsere Emissionen selbstverständlich auch kompensiert, indem wir ein Projekt zur Aufbereitung von Humus in Deutschland sowie einen Windpark in Indien unterstützt haben.

Im Vergleich zur Vergangenheit konnten wir so mittlerweile einiges an CO2 einsparen. Darüberhinaus ist die Zusammenarbeit mit deutschen, wenn möglich lokalen Dienstleistungsunternehmen, das Weglassen von Plastikfolie zum Einschweißen von Büchern, die Umstellung auf LED-Beleuchtung im Lager, der Druck auf FSC-Papier, eine Wasserfilteranlage sowie FairTrade-Kaffee in der Kantine längst schon selbstverständlich für uns.

Urkunde zur Teilnahme am KLIMAfit-Projekt
Kompensationsnachweis der Scope 1 Emissionen für das Jahr 2020
Kompensationsnachweis der Scope 3 Emissionen für das Jahr 2020

Für die Zukunft haben wir bereits folgenden Maßnahmenkatalog entwickelt:

  • Wir stellen unsere Rechnungen und Verträge vollständig auf einen digitalen Workflow um.
  • Wir ersetzen unsere alte Ölheizung durch eine umweltfreundlichere Alternative.
  • Wir reduzieren durch stetige Workflow-Optimierungen Fehldrucke.
  • Wir integrieren eine Smarthome-Steuerung für Heizungen, Lichtschalter und Steckdosen, die das Problem mit Standby-Geräten oder übers Wochenende laufenden Heizungen beheben soll.

Die Treibhausgasbilanz für das Jahr 2021 steht kurz vor dem Abschluss. Wir hoffen sehr, durch die in Angriff genommenen Maßnahmen künftig noch mehr CO2 einsparen zu können, auch wenn die größeren Maßnahmen, wie die Umstellung der Heizungsanlage, natürlich Zeit benötigen und voraussichtlich erst in der Bilanz für 2023 berücksichtigt werden kann.

Doch wir bleiben dran und sind sehr zuversichtlich, die Klimaneutralität bis 2030 erreichen zu können.

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