Auf der Suche nach der verlogenen Wahrheit

Lukian gibt im Vorwort des Berichtes von seiner phantastischen Seereise, die ihn unter anderem zum Mond, in den Bauch eines Fisches und zur Insel der Seligen führt, dem Leser den Hinweis, daß jedes einzelne Motiv eine Anspielung auf die vorgängige literarische Tradition darstelle. In dem vorliegenden Buch wird - nach einer Einleitung, die das Werk in den soziokulturellen Kontext seiner Entstehungszeit einordnet - dieses Anspielungscorpus so vollständig wie möglich erschlossen. Dabei zeigt sich, daß Lukian der Auswahl des Anspielungsmaterials in seiner großen Mehrheit ein einheitliches Kriterium zugrundegelegt hat, nämlich eine metapoetische Thematik, also den Bezug auf einen literaturkritischen und -wissenschaftlichen Diskurs. In einem Schlußkapitel wird dieser Befund dahingehend gedeutet, daß Lukian mit seinem Werk beabsichtigt hat, ein im weitesten Sinne allegorisches Bild eines zentralen mentalitätsgeschichtlichen Paradigmas des 2. Jahrhunderts n. Chr., der literarrhetorischen Bildung (Paideia), zu zeichnen.