Peter Wiesinger, Albrecht Greule

Baiern und Romanen

Zum Verhältnis der frühmittelalterlichen Ethnien aus der Sicht der Sprachwissenschaft und Namenforschung
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Die wiederkehrende These, die Baiern seien herkunftsmäßig Romanen, wird meist mit Hilfe der tradierten Gewässer- und Ortsnamen antik-romanischer Herkunft zu begründen versucht. Die Autoren analysieren nun diese wenigen Namen des Voralpenraumes zwischen Lech und Enns etymologisch und ermitteln mit Hilfe linguistischer Methoden ihre Eingliederung ins Althochdeutsche. Sie erfolgte bis längstens ins beginnende 9. Jahrhundert, und nur um die Stadt Salzburg lebte das Romanische bis ins 11. Jahrhundert fort. Wie die Masse der Ortsnamen und wie die Dialekte sind die Baiern germanisch-deutscher Herkunft und ist damit die Romanenthese aufzugeben.
Immer wieder wird versucht, die im 6. Jahrhundert auftretenden Baiern auf romanische Herkunft zurückzuführen, obwohl ihre Sprache und Dialekte germanischen Ursprungs sind. Als angebliche Zeugnisse dienen meistens die eingedeutschten Gewässer- und Ortsnamen antik-romanischer Herkunft. In dem bis 488 n. Chr. römischen Voralpenraum südlich der Donau vom Lech bis zur Enns in Bayern, Salzburg und Oberösterreich wurden gegenüber der Vielzahl rein deutscher Namen nur relativ wenige Namen antik-romanischen Ursprungs ins Bairisch-Althochdeutsche tradiert. Diese geringen Zeugnisse werden nach Etymologie und Eindeutschungszeit mit linguistischen Methoden analysiert und danach beurteilt, wann sie von den ersten germanisch-römischen Kontakten im 1./2. Jahrhundert an bis in die althochdeutsche Zeit längstens um die Mitte des 11. Jahrhunderts ins Althochdeutsche eingegliedert wurden. Daraus kann man schließen, dass das Romanische im Voralpenraum durchschnittlich und nur inselhaft bis ins beginnende 9. Jahrhundert und nur vereinzelt wie um die Stadt Salzburg auch noch bis gegen die Mitte des 11. Jahrhunderts fortlebte. Die Annahme angeblicher romanischer Herkunft der Baiern lässt sich weder mit Hilfe der Sprache noch der Namen erweisen und ist aufzugeben.

Autor:inneninformation:
Prof. Dr. Albrecht Greule war von 1992 bis 2007 Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Regensburg und lehrt dort weiterhin Deutsche Sprachwissenschaft und Onomastik.

Em. Univ. Prof. Dr. Peter Wiesinger war von 1972 bis 2006 Ordentlicher Universitäts-Professor für deutsche Sprache und ältere deutsche Lliteratur an der Universität Wien.
Mehr Informationen
ISBN 978-3-7720-8659-5
EAN 9783772086595
Bibliographie 1. Auflage
Seiten 250
Format gebunden
Ausgabename 38659
Auflagenname -11
Autor:in Peter Wiesinger, Albrecht Greule
Erscheinungsdatum 14.10.2019
Lieferzeit 2-4 Tage

„„Die kompetente Darstellung der Sprachwissenschaftler […] nimmt der Romanentheorie den Wind aus den Segeln.““

Bayerische Archäologie 1/2024 / 16.01.24

„Eine wichtige Studie, die aus sprachwissenschaftlicher Sicht Präzisierungen vornimmt und so [...] entscheidend dazu beiträgt, ein wenig mehr Licht in jene quellenarmen Jahrhunderte zu bringen.“

Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 162 (2022) / 16.04.21