Ce triste Système

Rousseaus gesamtes autobiographisches Werk von den Confessions über die Dialogues bis zu den Rêveries wird als work in progress kritisch beleuchtet. Das Vorhaben, die eigene Lebensbahn vor dem Hintergrund einer allgemeinen Lehre vom Menschen zu begreifen und zu inszenieren, folgt konsequent einer Problemlogik, die mit einem literarischen Projekt ohne Systemzwang schließt. Mit einer neuen Freiheit (über sich) zu schreiben korrigiert Rousseau das anfängliche Selbstbild eines transparenten exemplarischen anderen. Der Wechsel der Darstellungsstrategien in den multiplen Autoportraits wird beurteilt nach Maßgabe der Poetologie seines Essai sur l'origine des langues. Klaibers Untersuchung vermittelt ein umfassendes und differenziertes Rousseau-Bild, sie leistet einen Forschungsbeitrag zur literarkritisch und philosophiehistorisch fundierten Reflexion der autobiographischen Produktion dieses Autors.