Die historischen Erzählungen von Conrad Ferdinand Meyer

Die historischen Erzählungen von Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) sind im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden, zu einer Zeit, in der das historische Denken im Umbruch begriffen ist. Das Buch geht der Frage nach, welches Verhältnis die Erzählungen zu dieser Umbruchsituation einnehmen. Die aktuelle Diskussion der Historiker über das Verhältnis von Geschichtsschreibung und Ästhetik aufgreifend, wird die Entwicklung des historischen Denkens vom ausgehenden 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in seiner Bedeutung für die literarische historische Erzählung dargestellt. Bei Meyer wird die historische Erzählung zum Träger einer Verlustmeldung. Er greift ein traditionelles Geschichtsbild auf und inszeniert es mit gründerzeitlichem Pathos und heroischer Symbolik, aber einzig, um es ad absurdum zu führen. Mit dem Gestus der Rekonstruktion der Geschichte dekonstruieren die Erzählungen den Gedanken vom historischen Sinn. Die im Geschichtsdenken des 19. Jahrhunderts behauptete Einheit von Gesetz und Sinn der Geschichte erweist sich bei Meyer als Farce.