Marina Dalügge

Die Manöverinszenierungen der Oktober-Revolution in Petrograd

Theatralität zwischen Fest und Ritual
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Was treibt ein kriegszerrüttetes Land, seine letzten Kräfte und Mittel in zahllose Revolutionsfeiern und prächtige Freilichtschauspiele zu invesieren? Von 1917 bis 1920 feiert Russland seine noch unentschiedene Revolution mit einer Wucht, die mit keiner "Propaganda" zu erklären ist.
Anhand seltener Quellen und Abbildungen werden Verlauf, Kontext und Wirkung der Manöverinszenierungen in Petrograd rekonstruiert, und der Stellenwert von Fest, Feier und Ritual bei der Eroberung des öffentlichen Raums deutlich. Erstmals wird eine östliche Ästhetik und die orthodoxe Prägung als Grund für den unbändigen Erfolg der Manöverinszenierungen identifiziert: Festkult/ur als Über/Lebensmittel
Zwischen 1917 und 1920 feiert das (bürger)kriegsgeschundene Russland die Stationen der virulenten, allseits bedrohten Revolution in zahllosen Umzügen und grandiosen Freilichtschauspielen. Trotz Elend und Chaos finden Fest und Feiern statt in einem Ausmaß und einer Pracht, die alle Kräfte und ganz Petrograd mobilisieren – und die Erklärung „Propaganda“ und andere Totschlagwörter als logische Rohrkrepierer entlarven.
Kernstück der Arbeit sind drei nahezu unbekannte, spektakuläre Aufführungen, deren Handlungsverlauf, Kontext und Wirkungsästhetik hier dank seltener Quellen und Abbildungen gründlich ausgeleuchtet werden.
Erstmals wird die kulturelle Rückbindung des revolutionären Aufbruchs als primäre Schubkraft für den immensen Erfolg der Manöverinszenierungen fokussiert: der sozialpolitische „Perspektivwechsel“ gründet in der Umgekehrten Perspektive der östlichen Ikonenmalerei, die Feiern übernehmen die Riten der orthodoxen Liturgie, und die Feste tradieren Bräuche des paganen Jahrmarkts. Deren Ästhetik befragt und erneuert den Wertecode, den jeder „Bauer in Uniform“ zuverlässig versteht. Theatralität erweist sich hier einmal mehr als sicheres, produktives Re/Medium für das, was eine Gemeinschaft oder Gesellschaft im Inneren zusammenhält.


Autor:inneninformation:
Marina Dalügge hat Theaterwissenschaft und Slavistik studiert, und nach zwei Forschungsaufenthalten in St.Petersburg am Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin promoviert. Sie arbeitet heute als Lektorin für Film und Fernsehen.
Mehr Informationen
ISBN 978-3-7720-8601-4
EAN 9783772086014
Bibliographie 1. Auflage
Seiten 457
Format kartoniert
Ausgabename 38601
Auflagenname -11
Autor:in Marina Dalügge
Erscheinungsdatum 12.12.2016
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