Claudia Michel

Homer und die Tragödie

Zu den Bezügen zwischen Odyssee und Orestie-Dramen (Aischylos: Orestie; Sophokles: Elektra; Euripides: Elektra)
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Der Ursprung der griechischen Tragödie wird vor allem im Dionysos-Kult und im Mythos gesehen. Der bereits in der Antike bekannte Einfluss der homerischen Epen ist dagegen bisher wenig untersucht. Aus modernem Blickwinkel wird das Epos als mythologische Quelle wahrgenommen, nicht wie im Athen des 6./5. Jhs. v. Chr. als effektvolle Performance eines Rhapsoden. Die Autorin zeichnet das Bezugsverhältnis am Beispiel von Odyssee und Orestie-Dramen mit rezeptionsästhetischem Ansatz nach. Die Textanalyse ergibt, dass Aischylos die Struktur der Orestie vor der Folie der Odyssee gestaltet, die Transformation epischen Materials führt zu neuen Szenenformen und bühnentechnischen Innovationen. Sophokles verwendet den Homer-Bezug zur Psychologisierung der Protagonistin. Euripides spielt mit epischen Clichés und dem literarischen Spannungsfeld zwischen Epos und Drama. Die Orestie-Dramen interpretieren das dramatische Potential der Odyssee, was entscheidend zur Konstitution der Gattung Tragödie beiträgt.
Der Ursprung der griechischen Tragödie wird vor allem im Dionysos-Kult und im Mythos gesehen. Der bereits in der Antike bekannte Einfluss der homerischen Epen ist dagegen bisher wenig untersucht. Aus modernem Blickwinkel wird das Epos als mythologische Quelle wahrgenommen, nicht wie im Athen des 6./5. Jhs. v. Chr. als effektvolle Performance eines Rhapsoden. Die Dissertation zeichnet das Bezugsverhältnis am Beispiel von Odyssee und Orestie-Dramen mit rezeptionsästhetischem Ansatz nach. Einleitend sind die kulturpolitische Förderung der Aufführung von Epos und Tragödie im 6. Jh. v. Chr., die Verknüpfung beider Gattungen bei Platon und Aristoteles sowie der literarische Kontext des Bezuges zwischen Orestie-Dramen und Odyssee behandelt. Die Textanalyse ergibt, dass Aischylos die Struktur der Orestie vor der Folie der Odyssee gestaltet, die Transformation epischen Materials führt zu neuen Szenenformen und bühnentechnischen Innovationen. Sophokles verwendet den Homer-Bezug zur Psychologisierung der Protagonistin. Euripides spielt mit epischen Clichés und dem literarischen Spannungsfeld zwischen Epos und Drama. Die Orestie-Dramen interpretieren das dramatische Potential der Odyssee, was entscheidend zur Konstitution der Gattung Tragödie beiträgt.

Inhalt:
1 EINLEITUNG: Homer und die Tragödie in der Forschung
2 EPOS UND DRAMA IM INSTITUTIONELLEN UND POETOLOGISCHEN KONTEXT
2. 1 Panathenäen und Große Dionysien
2. 2 Homer und die Tragödie bei Platon und Aristoteles

3 ZUM LITERARISCHEN KONTEXT DES BEZUGS ZWISCHEN ODYSSEE UND ORESTIE-DRAMEN
3. 1 Aischylos, Sophokles, Euripides und die Odyssee
3. 1. 1 Aischylos und die Odyssee
3. 1. 2 Sophokles und die Odyssee
3. 1. 3 Euripides und die Odyssee
3. 2 Der Stoff der Orestie vor Aischylos
3. 3 Zum zeitlichen Verhältnis der sophokleischen und der euripideischen Elektra

4 DIE ORESTIE DES AISCHYLOS UND DIE ODYSSEE
4. 1 Agamemnon
4. 1. 1 Der Prolog des Wächters (Ag. 1-39)
4. 1. 2 Die zwei Vogelbilder der Parodos (Ag. 49-59, 111-120)
4. 1. 3 Die Botenszene (Ag. 503-680)
4. 1. 4 Agamemnons Ankunft (Ag. 783-854)
4. 1. 5 Die Trugreden der Klytaimestra (Ag. 587-614, 855-902)
4. 1. 6 Die Teppichszene (Ag. 905-974)
4. 1. 7 Die Kassandraszene (Ag. 1072-1330)
4. 1. 8 Die Auseinandersetzung zwischen dem Chor und Aigisth (Ag. 1577-1673)
4. 2 Choephoren
4. 2. 1 Der Prolog des Orest (Cho. 1-21)
4. 2. 2 Die Wiedererkennungsszene (Cho. 164-245)
4. 2. 3 Das Vogelbild in Orests Gebet an Zeus und ein Klagemotiv des Kommos (Cho. 246-263, 345-353, 363-371)
4. 2. 4 Der Traum der Klytaimestra (Cho. 514-552)
4. 2. 5 Der Racheplan Orests (Cho. 554-584)
4. 2. 6 Orests Ankunft und Verstellung (Cho. 652-718)
4. 2. 7 Die Amme Kilissa (Cho. 730-782)
4. 2. 8 Die Schlußszene (Cho. 973-81
4. 3 Eumeniden
4. 3. 1 Das Erwachen der Erinyen (Eum. 117-130)
4. 3. 2 Die Irrfahrten Orests (Eum. 74-79, 235-243, 276-291, 436-469)
4. 3. 3 Die Anklage der Erinyen und die Verteidigung Apolls (Eum. 585-673)
4. 3. 4 Athenes Eingreifen (Eum. 681-710, 734-743)
4. 3. 5 Die Versöhnung der Erinyen und das Geleit zu ihrem neuen Kultort (Eum. 778-1020, 1021-1047)
4. 4 Zusammenfassung

5 DIE ELEKTRA DES SOPHOKLES UND DIE ODYSSEE
5. 1 Der Prolog des Paidagogos und der Racheplan Orests (Soph. El. 1-85)
5. 2 Die Lage Elektras (Soph. El. 86-323)
5. 3 Der Traum der Klytaimestra (Soph. El. 405-471)
5. 4 Die Trugrede des Paidagogos (Soph. El. 660-822)
5. 5 Elektras Racheplan (Soph. El. 938-1057)
5. 6 Die Verstellung und die Wiedererkennung Orests (Soph. El. 1098-1287)
5. 7 Zweite Wiedererkennung und der Plan Orests und des Paidagogos (Soph. El. 1288-1383)
5. 8 Die Verstellung Elektras (Soph. El. 1442-1490)
5. 9 Zusammenfassung

6 DIE ELEKTRA DES EURIPIDES UND DIE ODYSSEE
6. 1 Der Prolog des Autourgos und der Plan Orests (Eur. El. 1-111)
6. 2 Die Lage Elektras (Eur. El. 112-214)
6. 3 Die Verstellung Orests (Eur. El. 215-431)
6. 4 Die Wiedererkennung (Eur. El. 487-584)
6. 5 Der Racheplan Orests, des Presbys und Elektras (Eur. El. 596-698)
6. 6 Der Botenbericht von der Ermordung Aigisths (Eur. El. 747-858)
6. 7 Die Verstellung Elektras (Eur. El. 988-1146)
6. 8 Das Eingreifen der Dioskuren (Eur. El. 1233-1356)
6. 9 Zusammenfassung

7 ZUSAMMENFASSUNG: Die Orestie-Dramen als dramatische Interpretationen der Odyssee

Literaturverzeichnis

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Mehr Informationen
ISBN 978-3-8233-6899-1
EAN 9783823368991
Bibliographie 1. Auflage
Seiten 263
Format kartoniert
Höhe 230
Breite 157
Ausgabename 16899
Auflagenname -11
Autor:in Claudia Michel
Erscheinungsdatum 17.09.2014
Lieferzeit 2-4 Tage

„Michels Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur weiteren Erforschung der Literaturrezeption und ihres interpretatorischen Potentials innerhalb des Dramas. Sie sticht unter der stark wachsenden Zahl einschlägiger Arbeiten durch den detaillierten und umfangreichen Nachweis von Parallelen mit dem Epos heraus, vor allem durch die systematische Untersuchung eines dafür besonders geeigneten Corpus sowie durch die breite Auffassung von relevanten Formen der Bezugnahme. Die Arbeit stellt eine Fülle an Material zur Verfügung und ebnet somit den Weg für eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Bezügen innerhalb der griechischen Dichtung.“

L'Antiquité Classique 85 (2016) / 01.12.17