Thomas Boyken, Nikolas Immer

Nachkriegslyrik

Poesie und Poetik zwischen 1945 und 1965
ab 24,99 € inkl. MwSt.
Das Studienbuch gibt eine systematische, didaktisch aufbereitete Einführung in die ästhetisch divergente Übergangsphase deutschsprachiger Lyrik nach 1945. Die Analysen und poetologischen Einordnungen ausgewählter Gedichte verorten die Texte im Spannungsfeld zwischen Lyrikkonventionen wie der Naturlyrik, dem ‚Gebrauchsgedicht‘ mit politischem Impetus und der Formenvielfalt moderner Lyrikströmungen.
Das Studienbuch arbeitet die Heterogenität der deutschsprachigen Nachkriegslyrik zwischen 1945 und 1965 – auch in ihrer Widersprüchlichkeit – anhand von Fallanalysen heraus. Die Dichter orientieren sich an typisch deutschen Lyriktraditionen wie der Naturlyrik (z. B. Peter Huchel), favorisieren die Anverwandlung avantgardistischer Schreibweisen (z. B. Gottfried Benn), propagieren den sprachlichen ‚Kahlschlag‘ (z. B. Wolfdietrich Schnurre), orientieren sich an christlich-heilsgeschichtlichen Deutungsmustern (z. B. Werner Bergengruen) oder plädieren für das ‚Gebrauchsgedicht‘ mit politischem Impetus (z. B. Bertolt Brecht). Gleichzeitig ist eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Formenvielfalt moderner Lyrikströmungen zu beobachten. Die systematische und didaktisch aufbereitete Einführung eröffnet den Zugang zu diesen unterschiedlichen Prozessen.

Inhalt:
Einleitung
1 „Unabschließbare Experimente“: Zur Polyphonie der deutschsprachigen Nachkriegslyrik
2 Adorno und Holthusen: Das Reden über Lyrik nach 1945
3 Die ‚gemeinsame Sache‘ der Nachkriegslyrik
3.1 Konstellation als Beschreibungsmodell
3.2 Exkurs: Begriffsgeschichte
3.3 Konstellationen der Nachkriegslyrik
4 Forschungslinien der deutschsprachigen Nachkriegslyrik
5 Hinweise zur Anlage und zum Gebrauch

Konstellationen deutschsprachiger Nachkriegslyrik
1 Sprachverdichtung
1.1 Poetologische Hinführung
1.2 Paul Celan: Dichtung als Trauerarbeit
1.3 Ingeborg Bachmann: Zeitreflexion und Zeitkritik
1.4 Günter Eich: Lyrik des ‚Kahlschlags‘?
2 Naturerfahrung
2.1 Poetologische Hinführung
2.2 Peter Huchel: Melancholische Naturerfahrung
2.3 Karl Krolow: Natur als Bedrohung des Subjekts
2.4 Johannes Bobrowski: Natur im Zeichen des Verlusts
3 Schuldfragen
3.1 Poetologische Hinführung
3.2 Mascha Kaléko: Kommunikation nach außen
3.3 Werner Bergengruen: Kommunikation nach innen
3.4 Wolfdietrich Schnurre: Warnung vor dem Vergessen
4 Trauma
4.1 Poetologische Hinführung
4.2 Nelly Sachs: Poetik der ‚Durchschmerzung‘
4.3 Stephan Hermlin: Zwischen Erinnern und Vergessen
4.4 Ceija Stojka: Die geraubte Kindheit
5 Gesellschaftskritik
5.1 Poetologische Hinführung
5.2 Bertolt Brecht: Scheitern der ‚politischen Gebrauchsästhetik‘?
5.3 Hans Magnus Enzensberger: Subversive Lyrik
5.4 Günter Grass: Lyrische Alternativen? Gegen
5.5 Ideologie und Traditionalismus

Zum Abschluss: ‚Nachkriegslyrik‘ und ‚Gedichtinterpretation‘

Literaturverzeichnis
Personenregister

Autor:inneninformation:
Prof. Dr. Thomas Boyken lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

PD Dr. Nikolas Immer lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier.
Mehr Informationen
ISBN 978-3-8252-5402-5
EAN 9783825254025
Bibliographie 1. Auflage
Seiten 229
Format kartoniert
Ausgabename 45402-1
Auflagenname -11
Autor:in Thomas Boyken, Nikolas Immer
Erscheinungsdatum 23.11.2020
Lieferzeit 2-4 Tage

„Für mich sind di[e] konzisen, genauen und ausgesprochen sensiblen Interpretationen die größte Stärke dieses Bandes, und das gilt sowohl für die von Boyken und Immer entwickelten Lesarten ausgesprochen bekannter Gedichte – wie etwa Celans Sand aus den Urnen, Bachmanns Gestundete Zeit und Eichs Latrine – als auch für die weniger bekannten oder sogar unbekannten Gedichte, die eine Konstellation verdeutlichen sollen.“

Germanisch-Romanische Monatsschrift 72(1), 2022 / 18.12.20