Laura Velte

Sepulkralsemiotik

Grabmal und Grabinschrift in der europäischen Literatur des Mittelalters
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Wie gedenkt die Literatur des Mittelalters ihrer Toten? Wie hält sie die Erinnerung an ihr Leben wach? Die erzählten Grabmäler und Inschriften, die in der vormodernen Literatur so oft begegnen, lassen auf eine bislang unbekannte Semiotik der Substitution und Repräsentation der Verstorbenen schließen. Die Studie untersucht diesen Komplex erstmals systematisch und komparatistisch.
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In der mittelalterlichen Gedenkkultur kommt dem Grabmal eine wichtige Funktion als Erinnerungsmedium zu. Zwischen Früh- und Spätmittelalter lässt seine Entwicklung das Bedürfnis erkennen, den Toten und ihrem Leben eine signifikante Form zu geben und sie auf diese Weise präsent zu halten. Zwar wurde der besondere Zeichencharakter des Grabmals im Mittelalter nicht theoretisch reflektiert. Doch als Motiv begegnet es so zahlreich in der zeitgenössischen Literatur und Historiographie, dass diese Darstellungen implizite Rückschlüsse auf die Wahrnehmung seiner Substitutions- und Repräsentationsfunktion erlauben. Die Studie untersucht die Zeichenhaftigkeit erzählter Grabmäler erstmals systematisch und in komparatistischer Perspektive.
Die Autorin hat für Ihre Arbeit den Zeno-Karl-Schindler-Preis 2023 für hervorragende Leistung auf dem Gebiet der deutschen Literaturwissenschaft erhalten.

Inhalt:
Dank

1 Vorüberlegungen zu einer Untersuchung erzählter Gräber
1.1 Forschungsüberblick: Denkmäler deutscher Vorzeit
1.2 Versuch einer mediävistischen Kultursemiotik des Sepulkralen
1.3 Zum Anliegen, Vorgehen und Korpus der Arbeit

2 Epitaphische Epigrammatik von der Spätantike bis in die Frühe Neuzeit
2.1 Die Titulusdichtung des Frühmittelalters
2.2 Mittelalterliche literarische Epitaphsammlungen
2.3 Das Epitaph im Humanismus und in der Frühen Neuzeit

3 Sepulkrale Vermittlung zwischen Immanenz und Transzendenz
3.1 Epitaphe von Engelsboten: Schrift und Autorschaft in der ›Legenda Aurea‹
3.2 Schrift, Wunder, Heiligkeit: Die Auffindung Karls des Großen
3.3 Mit den Toten sprechen: Dantes ›Divina Commedia‹ und ›De Erkenwaldo‹

4 Das antike Grabmal im Lichte der Weltreichlehre
4.1 Epitomisierung des Trojanischen Kriegs
4.2 Translatio imperii in Walters von Châtillon ›Alexandreis‹
4.3 Mahnmale der Vergeltung in Benoîts de Sainte-Maure ›Roman de Troie‹

5 Grabmal und Scheintod im Liebes- und Reiseroman
5.1 Übergangsriten in der ›Historia Apollonii regis Tyri‹
5.2 Doppelgrabmäler: ›Flore und Blanscheflur‹, ›Pyramus und Thisbe‹ und ›Tristan und Isolde‹

6 Evidenz und Autopsie: Grabmäler in der Kirchengeschichte
6.1 Inschrift und Exemplarizität bei Beda Venerabilis
6.2 Die Gemeinschaft der Lebenden und Toten bei Orderic Vitalis

7 Vater und Sohn: Zur Herrschaftsvermittlung der Gräber im Gralroman
7.1 Sepulkrale Präfiguration in Wolframs von Eschenbach ›Parzival‹
7.2 Endspiel: Grabmäler als Erkenntnisproblem im ›Prosa-Lancelot‹

8 Resümee

Abbildungsverzeichnis
Bibliographie
Register

Autor:inneninformation:
Dr. Laura Velte ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Ältere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Zürich.
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Ausgabenart eBook (ePDF)
ISBN 978-3-7720-5753-3
EAN 9783772057533
Bibliographie 1. Auflage
Seiten 264
Format eBook PDF
Ausgabename 38753-2
Autor:in Laura Velte
Erscheinungsdatum 18.10.2021