Sprachstörungen nach Schädelhirntrauma

Durch Schädelhirntraumen verursachte Störungen der Sprache und der Kommunikation unterscheiden sich häufig von Aphasien, die man nach Schlaganfall beobachtet. Oft weisen diese Patienten neben Störungen der Sprache auch Beeinträchtigungen anderer kognitiver Funktionen auf und sind in ihrem Verhalten und Erleben verändert. Die Betroffenen selbst nehmen meist nur eingeschränkt wahr, welche Schwierigkeiten bestehen. Im vorliegenden Ansatz wird die These vertreten, daß sich Störungen des sprachlichen Verhaltens auf ein komplexes Zusammenspiel sprachsystematischer, affektiver und neuropsychologischer Faktoren zurückführen lassen. Anhand von sieben Patientenbeispielen wird konkret aufgezeigt, wie sich verschiedene Störungskombinationen auf das sprachliche Verhalten auswirken können. Dabei wird deutlich, daß situative Anforderungen die Leistungen in unterschiedlichem Ausmaß beeinflussen, je nachdem welcher Störungsschwerpunkt bei einem Patienten vorliegt. Die Analyse diskursiver Merkmale führt auch nur dann zu angemessenen therapeutischen Schlußfolgerungen, wenn zugleich der neurophysiologische Hintergrund der Patienten einbezogen wird. Renate Drechsler arbeitet als klinische Linguistin, klinische Neuropsychologin und Psychotherapeutin in der Neurorehabilitation.